Das Jahr 1933 brachte wiederum einschneidende Veränderungen. Alle Turn- und Sportvereine, die dem damaligen Arbeitersportbund angehörten wurden als sogenannte „staatsfeindliche Organisationenverboten.
Protokolle, Vereinsakten und Vereinsvermögen wurden beschlagnahmt und teilweise vernichtet.
Der
TSV Oberurbach war von dieser Maßnahme betroffen.

Die damaligen Machthaber versuchten, die noch zugelassenen Turn- und Sportverein,die den sogenannten bürgerlichen Sportbünden angehörten für ihre Zielsetzungen zu gewinnen. Das gesamte gesellschaftliche Leben wurde umgekrempelt und Schritt für Schritt militarisiert. Das fing schon bei den Kindern und Jugendlichen an, indem der Dienst in Jungvolk und Hitlerjugend für alle verbindlich wurde. In diesen Organisationen stand der Sport, neben der vormilitärischen Ausbildung an vorderster Stelle.

Punkt 3 der
Ausschußsitzung vom 27.09.1933:
„Laut Anzeige in der Turner Zeitung sind Besprechungen im Gange, wonach die Turnerjugend in die HJ und Jungschar eingegliedert werden soll. Es liegt diesem Bestreben von Seiten der Leitung des Vereins nichts im Wege.“

Diejenigen, die sich in einem Turn- und Sportverein betätigen und noch ein gewisses Maß an Talent mitbrachten, wurden besonders gefördert und genossen ein besonderes Ansehen. Die Partei veranstaltete eigene regionale- und überregionale Sportfeste, sogenannte „Bannsportfeste“, die von der Wertigkeit her höher eingestuft wurden als Verbandssportfeste beispielsweise des Schwäbischen Turnerbundes. Bezeichnender Weise fanden in dieser Zeit
nur noch 2 Landesturnfeste statt. 1935 in Schwenningen und 1939 in Ludwigsburg. Das letztendliche Ziel der herrschenden Partei konnten die Turner nicht erahnen. Die vorher noch niemals dagewesene Forderung der Sportler und der in der damaligen Gesellschaft eingeräumte Stellenwert des Sports im Allgemeinen, sorgten dafür, dass auch die letzten Skeptiker unter den Turnern ihre Zweifel hinter anstellten. Schließlich waren sie ja in erster Linie Sportler und keine Politiker.

So erlebte das Turner in den Dreißiger Jahren eine neue Blüte.
Sport war modern. Der Turnverein versuchte, diese Entwicklung für sich auszunutzen und veranstaltete alljährlich ein Sportfest mit turnerischen und leichtathletischen Wettkämpfen, an denen sich jeder – auch Nichtmitglieder beteiligen konnte. Die Teilnahme der Bevölkerung war dabei immer sehr rege.

Das turnerische Leben in Urbach erlebte aber einen erneuten Einschnitt, der am Ende fast die Auflösung des Turnvereins bedeutete.


Der
2. Weltkrieg war ausgebrochen. Es zeigte sich jetzt, für welche Zwecke das Regime die Jugend förderte und ausbildete. In dem Wahn, den Nationalismus anderen Völkern aufzuzwingen und unbesiegbar zu sein, stürzten sie Europa ins Verderben. Nicht nur die Turner zahlten einen sehr hohen Blutzoll. Betroffen waren viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Erstaunlich ist für uns heute, dass trotz der Wirren und Gefahren des Krieges das Turnen fortgeführt wurde.

Die Turner nahmen noch bis 1942 an verschiedenen Sportveranstaltungen teil, wobei man recht erfolgreich war. Gegen Ende des Krieges war an ein Turnen nicht mehr zu denken. Die Angriffe feindlicher Jagdflieger- und Bomberverbände auch am Tage lähmten das zivile Leben zusehends und waren eine ständige Gefahr für Leib und Leben.
Das
Ende des Krieges brachte auch für den Turnverein das Aus.
Die Militärregierung verbot das Turnen, weil sie darin eine wehrsportliche Betätigung sah.Die 1933 verbotenen Arbeitersportverbände und -vereine wurden wieder zugelassen und für ihr enteignetes Vermögen entschädigt.
Nachdem das Verbot wenige Jahre später gelockert wurde und sich die wenigen Turner wiederfanden, „war die Luft heraus“.

Viele Kameraden waren gefallen oder befanden sich in der Gefangenschaft. Die wenigen verbliebenen Sportler versuchten zwar einen Neuanfang, doch sollte das Turner in Urbach nie mehr diesen Umfang annehmen wie zwischen den Weltkriegen.
Als die Turner nach dem Kriege, in der Turnhalle eine Bestandsaufnahme machten, waren die Turngeräte, soweit sie aus Holz waren, zu Brennholzzwecken verarbeitet. Das Pauschenpferd war abgezogen und das Leder wahrscheinlich zu Schuhen verarbeitet. Die Drahtseile des Recks waren gestohlen und somit war der Turnbetrieb in Urbach nicht mehr möglich.

 

So kam es, dass die Verantwortlichen des Turnvereins keine Chancen mehr für das Turnen in Urbach sahen und 1948 den Zusammenschluß mit dem
FC-Urbach beschlossen.