Am Deutschen Turnfest 1933 in Stuttgart nahmen die Urbacher Turner ebenfalls teil.

Hierzu schreibt der
Schriftführer Karl Thumm in seinem Nachtrag zum Deutschen Turnfest vom 22. - 30. Juli 1933 in Stuttgart:

Wer gedenkt nicht der schönen Stunden, die der Turnverein beim Deutschen Turnfest in Stuttgart erleben durfte. Wohl war es manchem Angst um seinen Geldbeutel, denn bei der überaus großen Hitze, mit der das Turnfest gesegnet war, war sich jeder klar, dass der tief in seinen Geldbeutel greifen müsse, um seinen Durst zu stillen. Aber auch dieser Sorge wurde mancher enthoben, schien es doch, als hätten verschiedene Turner mit diesem Übel gerechnet, in dem sie am Donnerstagmorgen mit einer Bulle Most (Inhalt 20 Ltr.) auf dem Bahnhof erschienen. Man gab sich also zufrieden, glaubte man doch, das schlimmste Übel wäre behoben.

Leider mußte ich nachher erfahren, dass von den edlen Nass nicht viel zur Verteilung kam. Wohl tönte uns auf dem Festplatz immer der Ruf um die Ohren „Durststiller!“ aber bei näherer Betrachtung konnte man feststellen, dass es kein Urbächer ist, sondern ein sonst gewöhnlicher Verkäufer und was halfs dann, der Geldbeutel mußte eben herhalten.
Aber trotzdem schön war es doch. Was konnte man da an turnerischem alles sehen. Man kam kaum aus dem Staunen heraus. Von Turnfeld zu Turnfeld, von Zelt zu Zelt war ein rennen und jagen um sich ja nichts entgehen zu lassen. Und doch entging fast jedem etwas und wenns nur der Freund oder die Freundin war.

Die Begeisterung für Turnen war eben zu groß und so merkte man nicht, wenn der eine oder andere vor lauter Begeisterung weglief und ein sich wiederfinden war beinah unmöglich. Es wird sogar erzählt, dass ein Urbächer derart bei der Sache war, dass er abends, nachdem er sein Quartier aufgesucht hatte, anstatt zu schlafen, sich in einen Clubsessel setzte und die ganze Nacht die Ergebnisse des Tages studierte.

Er hat dann auch tatsächlich herausgebracht, dass unser Walter Kemm beim Einzelturnen im 5 Kampf mit 75 Punkten einen 33. Sieg eroberte.


Ein Glück war es, dass nun der 2. Tag hereinbrach, war damit doch die Möglichkeit gegeben, sich wieder zusammenzufinden, was auch wirklich glückte. Nach einem Frühschoppen gings aber auch schon weiter im Sturmschritt dem Festplatz zu. Um 10 Uhr machte man den Versuch mit unserer Vereinsriege abzufahren, was auch glücklich bis 2 Uhr gelang.

Hierauf gings geschlossen zum Vereinswetturnen, wobei es den Turnern gelang, einen 11. Platz an unsere Fahne zu bringen.

Wir gratulieren den Siegern und wünschen nur die Turner mögen in ihrem Eifer so fortfahren und wir können mit Bestimmtheit sagen, dass die Erfolge nicht ausbleiben werden.

Aber auch den beiden Turnwarten Albert und Heinrich Bäuchle danken wir für ihre gute Mithilfe an der ganzen Sache, ist es doch in erster Linie der Turnwart, der für ein gutes Gelingen verantwortlich gemacht wird. Der Samstag und Sonntag brachte noch manche schöne Stunde mit sich.

Zu erwähnen wäre noch, dass unser Turnfreund Eugen Nusser sich als waschechter Schwabe bei den Sachsen eingeführt hat. Am Sonntag Abend wurden unsere Sieger mit Musik am Bahnhof abgeholt und bei einem guten Glas Bier und fröhlicher Stimmung fand dieses eindrucksvolle Deutsche Turnfest ein schönes Ende.