Trotz vieler Wirren Und Inflation (vergleiche nebenstehenden Auszug aus dem „Cassabuch“) in den ersten Nachkriegsjahren konnte der Turnverein 1924 eine Fahnenweihe veranstalten.

Fahnenweihe am 1. Juni 1924

Nach dem am Samstag Abend zuvor sämtliche Vorbereitungen getroffen waren und bei schwüler Luft der Himmel dicht bewölkt war, sollte man schon glauben, der Wettergott wolle uns auch dieses mal einen Strich durch die Rechnung machen, was aber durch ein vorübergehendes Gewitter in der Nacht anderen Anschein bekam.
Morgens 6 Uhr Tagwache. Als schon die Sonne Berg und Tal beschien, wurde die
Musikkapelle Oberurbach hörbar unter Mitwirkung kräftiger Böllerschüsse.

Mit dem Zug um ½ 8 Uhr trafen die Turnerinnen des Remsgaus ein, um sich im friedlichen Wettkampf zu messen.
Unterdessen sammelten sich die Vereinsmitglieder im Lokale zu einem gemeinsamen Kirchgang, mit der noch verhüllten Fahne, welche von den Turnerinnen vorangetragen wurde, marschierte der Verein mit einer stattlichen Zahl von Mitgliedern der Kirche zu, wo selbst dem Verein die vorderen Plätze angewiesen waren.
Anschließend an den Gottesdienst wurde von den anweisenden Herrn
Vikar unter Teilnahme der ganzen Kirchengemeinde die kirchliche Weihe der Fahne vorgenommen.
Nach Schluß dieses friedlichen Aktes wurde der Verein von der Musikkapelle abgeholt, und marschierte durch dicht besetzte Straßen dem Schulhaus zu., wo wir vom
Photografen, welcher schon alle Vorbereitungen getroffen hatte, empfangen wurden, um diesen Tag in einem Bilde zu verewigen.
Nach einem kurzen, „bitte recht freundlich“ gings dem Lokale zu, wo ein jeder seinen knurrigen Magen gedachte.


Nachmittags 1 Uhr stellte sich der
Festzug in Richtung Oberurbach und Schondorf auf, leider unter sehr schwachen Beteiligung der auswärtigen Vereine.
Nach Aufstellung bewegte sich der Festzug durch die schön geschmückte Ortsstraßen dem Festplatze zu. Gleich darauf wurden die Festgäste mit einem schönen Begrüßungslied des Gesangvereins Eintracht empfangen. Hierauf ergriff unser
Ehrenvorsitzender Wilhelm Schwarz das Wort und schilderte kurz zusammengefaßte die Entwicklung des Vereins und dankte zugleich den erschienenen Festgästen sowie der ganzen Einwohnerschaft. Auch unser Ortsvorsteher Herr Schultheiß Ahles begrüßte namens der Gemeinde in kurzen Worten. Dann schritten wir zum schönsten Teil unseres Festes. Durch einleitendes Lied des Gesangvereins wurde die Fahne enthüllt und durch die Turnerin Luise Wiedmann mit einem schöne zusammengefaßten Gedicht und mahnenden Worten treu zur Fahne zu halten dem Fahnenträger übergeben, welcher versprach in Freud und Leid sie dem Verein voranzutragen.


Hierauf folgte das Anbringen von den gestifteten
Ehrenbändern, welche von den Turnerinnen Frida Schwäble, Berta Schwäble, Bertha König mit einem gut passenden Gedicht an die Fahne gebunden wurden.
Einen schönen Verlauf nahmen die für diesen Tag vorbereiteten turnersichen Vorführungen der Turnerinnen und Turner. Bald darauf wurde die schöne Zahl von Festgästen durch eine kurzen Gewitterregen in ein wirres Rennen versetzt, wovon sich der größte Teil in die in der Nähe stehende Turnhalle geflüchtet hatte. Wo selbst auch die Musikkapelle mit hineingerissen wurde, um dort den abwechselnden Regen und Sonnenschein mit einem schönen Konzertstück zu begleiten. Lange dauerte diese Pause nicht und das Leben und Treiben ging wieder aufs Neue weiter bis die Sonne sich hinter die Berge zurückgezogen hatte

Dann ging es frohgemut unter den Klängen der Musik dem Lokale zu, wo der Festtag durch ein wohlgelungenes Bankett seinen Abschluß fand und mancher noch bei hereinbrechender Morgenstunde den Heimweg antrat.

Viele Jahre kann der Verein auf diesen Tag stolz sein, besonderen Dank denjenigen, die mitgeholfen haben, ihr zu gestalten.

Gut Heil