Der TSV Oberurbach nach 1945


- Wachrufen der Älteren und Mahnung der Jungen -

 

Nach und nach kamen die Soldaten in ermüdetem Zustand mit einer geistigen und politischen Gleichgültigkeit und dem Wunsch nach Ruhe in die Heimat zurück.

Das Jahr 1945 brachte auf sportlichem und kulturellen Gebiet in Oberurbach noch keine Belebung. Anders wurde es 1946. Die älteren Sportgenossen und die Jugend waren die Triebfeder für die Wiederaufnahme des Turn- und Sportvereins. Nach einigen zähen Verhandlungen gab die Gemeinde den seinerzeit in der Zwangsversteigerung erworbenen Platz und die Geräte vor der Wiedergutmachungsverhandlung freiwillig an den Verein zurück. Der Grundstein war gelegt.
Die Sportgenossen wollten ein an ihrem TSV und an ihnen selbst begangenes Unrecht aus der Welt schaffen und ließen den Verein unter der Vorstandsschaft von Gottfried Nagel wiederaufleben.

Der Verein verwaltete vorläufig die in einem recht verwahrlosten Zustand befindliche Turnhalle. Nach all diesen Schicksalsjahren galt es, den TSV vorwärts zu bringen.

Die Mittel aber waren knapp. Improvisation war das Wort der Stunde. Bei der Beschaffung von Sporthosen für die Jugend zeigte man sich in Oberurbach besonders einfallsreich.

Auf der Bühne beim Rathaus neben der Kirche fand man Fahnen aus der Nazizeit, die geeignet waren, Hosen daraus zu fertigen.

Zum Nähen dieser geschichtsschwangeren Shorts erklärten sich bereit Frau Rau (die Mutter des damaligen Jugendspielers Horst Rau) sowie Elsa Schunter (Schwester des ersten Jugendleiters Walter Vogt). Auch mußte der Sportplatz verlängert und verbreitert werden, da er den Anforderungen nicht mehr genügte.

Wassergräben wurden tiefer gelegt, neue Entwässerungsstränge angelegt. In der Halle selbst war der Fußboden zu erneuern. Die Hälfte der Halle wurden unterkellert und mit einer Eisenbetondecke versehen. Unter den widrigen Umständen der damaligen Zeit wurde an dem Um- und Weiterbau des Espachgeländes von vielen tatkräftig mitgeholfen.

Das Geld hatte geringe Kaufkraft, Kleidung und Schuhe waren knapp, die Zukunft ungewiß – aber die Mannen bauten. Wochenlang wurde tagsüber, aber auch in der Nacht unentgeltlich für den SV geschuftet.

Auch die Platzerweiterungen in den späteren Jahren basieren auf dem ehrenamtlichen Einsatz vieler rühriger Mitglieder. Stellvertretend für die vielen stehen die Namen Gotthilf Hurlebaus, Walter Kurz, Bruno Mayer, Werner Vetter, Walter Vogt sowie Hugo Brenner. Letzterer löste in der Vorstandschaft Gottfried Nagel 1947 ab. Mit seiner ruhigen Beharrlichkeit steuerte Hugo Brenner auf die gesetzten Ziele zu.

 

 

 

Die Fußballabteilung des TSV Oberurbach nach 1945

 

Das erste Verbandsspiel fand am 11. November 1945 in Winterbach in folgender Formation statt:

Daiß, K., Schaal, K., Hieber, A., Nagel, E., Hurlebaus, G., Blümle, P., Daiß, O., Horst, H., Stadelmann, E., Meschke, K., Walz, H.

Der TSV
gewann mit 3:1 Toren.

Nach Abschluß dieser ersten Nachkriegsverbandsrunde lag der TSV punktgleich mit der SpVgg Schondorf auf dem zweiten Tabellenplatz, der zu den Aufstiegsspielen in die Bezirksklasse berechtigte.

Mit einer viel zu hoch ausgefallenen 1:5-Schlappe unterlag man den Daimler-Städtern und mußte in der ungeliebten A-Klasse bleiben.

Die Fußballabteilung (Abteilungsleiter 1945/46 Hugo Brenner, 1947 Edmund Pfeiffer sen., 1948 Ernst Bantel) dachte in jenen Nachkriegsjahren nicht nur kurzfristig, sondern plante dank der Weitsicht der Führungscrew auch für die Zukunft. Der notwendige Sportplatzausbau wurde zur Sicherung der Spielberechtigung in Angriff genommen.

Unter den widrigen Umständen der damaligen Zeit, kursierten doch die abenteuerlichsten Gerüchte über Pläne der in Waiblingen sitzenden Militärregierung, wurde selbst Hand angelegt. Tagelang arbeiteten Sportkameraden im Steinbruch beim Plüderwiesenhof und schafften Auffüllmaterial für die mit Spaten ausgehobenen Drainagegräben.
Im Spieljahr 1948/49 hatte die erste Mannschaft des TSV ernsthafte Abstiegssorgen, denn nach Abschluß der Vorrunde stand man auf einem bedrohlichen vorletzten Tabellenplatz. Dank einer Neueinteilung der Klassen konnte eine Abstieg verhindert und in der neugegründeten A-Klasse Waiblingen begonnen werden.1949 übernahm Walter Kurz die Verantwortung als Abteilungsleiter der Fußballer. Ein beachtlicher dritter Tabellenplatz sprang am Ende für den TSV heraus.



(Abschrift „100 Jahre Turnen 50 Jahre Fußball“ SC Urbach 1997)