Das Turnen in Urbach erlebte in den Anfangsjahren einen starken Zulauf. Bereits im Jahr 1899 wurde in der damaligen Gemeinde Oberurbach der Turn- und Sportverein gegründet, der sich dem Arbeiter-Sportbund anschloß.

Aus den wenigen noch erhaltenen Unterlagen können wir entnehmen, dass der Turnverein Unterurbach bereits 1905 am Gauturnfest in Schondorf teilnahm und eine „Musterriege“ entsandte.

1909 nahm man am Landesturnfest in Heilbronn teil. Während des Landesturnfestes 1912 in Göppingen soll eine lustige Begebenheit passiert sein. Die Urbacher Turner radelten damals zusammen mit ihren Verlobten nach Göppingen. Es lag wohl an den zu harten Fahrradsatteln und an den sehr ärmlichen Verhältnissen der Teilnehmer. Sporthosen und Trainingsanzüge, wie sie heute von keinem Sportler mehr wegzudenken sind, waren seinerzeit noch Utopie.
Auf jeden Fall soll bei einem der Teilnehmer bei einer Disziplin die Hose geplatzt sein, so dass sein blankes Hinterteil zum Vorschein kam. Ein für die damalige Zeit unerhörtes und äußerst peinliches Vorkommnis. „So vor alle Leit!“ Gott sei Dank konnte seine Braut von irgendwo Nähzeug auftreiben, so dass er sich zwar wieder mit hochrotem Kopf, aber dennoch unter die Leute wagen und nach Hause radeln konnte.

1913 war ein bedeutsames Datum in der Geschichte des Turnvereins Unterurbach. Wohl unter den Eindruck des in unseren Breiten doch sehr wechselhaftes Wetters sannen die Turner auf Abhilfe. Das Turnen unter freien Himmel konnte zwar bei schönem Wetter sehr viel Spaß machen, an regnerischen und kalten Tagen machte es aber auch dem abgebrühtesten Turner keinen Spaß mehr. Die im Jahre 1905 gegründete Konrad-Hornschuch-AG stellte auf ihrem Werksgelände „Auf der Au“ dem Turnverein einen Platz zur Verfügung. Der Bau der Sporthalle wurde größtenteils von seinen Mitgliedern, Freunden und Gönnern finanziert, die Verpflichtungsschein von 30,00 Mark erwarben.

Protokollauszug:

Monatsversammlung vom 9. August 1913


Vorstand Schwarz eröffnete die Versammlung und erteilte Herrn Feßmann das Wort. Derselbe gab
folgenden Entwurf zur Verpflichtung der einzelnen Mitglieder für des Kosten des neugebauten Turnschuppens!
Um den Darleihern der für den Bau des Turnschuppens nötigen Beträge eine gewisse Sicherheit zu bieten und die einzelnen Mitglieder an den nun in neue Bahnen geleiteten Turnen zu interessieren, werden von den einzelnen Mitgliedern Verpflichtungsscheine in Höhe von 30,00 Mark auf die Dauer von 10 Jahren unterzeichnet, als Gegenleistung erhält dadurch das einzelne Mitglied eine Extra Stimme bei einschneidenden Beratungen für diese Zeitdauer.
Entwurf für die Verpflichtung der Mitglieder
Das unterzeichnete Mitglied des Turnvereins Unter-Urbach verpflichtet sich hiermit aus Interesse an der Vereins- und Schuppensache und zur Sicherheit für die zum Bauen des Schuppens nötigen Darlehen für einen Betrag von
M. 30,00 in Worten „Dreissig Mark“
auf die Dauer von 10 Jahren und erhält dagegen zu einschneidenden Beratungen in Vereinssachen eine weitere Stimme auf obige Zeitdauer.